Bei der Katheterisierung handelt es sich womöglich um eines der ältesten urologischen Verfahren, dessen Ursprünge Tausende von Jahren zurückreichen. Die Verwendung eines Blasenkatheters ist erforderlich, wenn sich in der Blase Restharn befindet, der über normales Wasserlassen nicht entleert werden kann.
Die intermittierende Katheterisierung (IK) ist eine sichere und effektive Methode, bei der die Blase regelmäßig mit einem Einmalblasenkatheter entleert wird, entweder von Ihnen selbst oder von einer anderen Person, die Ihnen hilft. In den 1970er-Jahren stellte Dr. Jack Lapides fest, wie wichtig und wirksam es ist, die Blase regelmäßig und intermittierend mit einer aseptischen Technik zu entleeren, statt mit einer sterilen. Er führte den Begriff der aseptischen intermittierenden Katheterisierung (hier als IK bezeichnet) ein, die heute als Goldstandard bei der Behandlung des Harnverhalt gilt.
„Der saubere (aseptische) intermittierende Selbstkatheterismus (ISK) ist eine sichere und effektive alternative Methode zum Entleeren der Blase.“ – J. Lapides
Warum ist es wichtig, Ihre Blase vollständig zu entleeren?
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Eine unvollständige Blasenentleerung kann ein ernstes Gesundheitsrisiko darstellen und zu Nierenfunktionsstörungen und Infektionen führen.
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Harnverhalt kann auch zu Unannehmlichkeiten aufgrund von Inkontinenz und Symptomen wie verstärktem Drang und erhöhter Häufigkeit führen.
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Ziel der Behandlung ist es, den Urin zu entleeren und die Funktion der Blase und der Nieren zu erhalten.
Auswirkungen auf den Anwender, z. B. verbessertes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, verbesserte Lebensqualität mit weniger Inkontinenz/Harndrang, besseren Schlaf, Möglichkeit körperlicher Aktivität, weniger Schmerzen und weniger Unbehagen.
IK kann einen echten Unterschied bei verschiedenen Erkrankungen machen, von der Rückenmarkverletzung über Multiple Sklerose bis hin zur Prostatavergrößerung. Es kann auch der Schlüssel für Erkrankungen sein, bei denen IK einen echten Unterschied machen kann, von einer Rückenmarkverletzung (SCI) bis hin zu Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) und vergrößerter Prostata (BPH). Sie kann außerdem entscheidend zur Verringerung von Problemen bei verschiedenen Arten von Inkontinenz beitragen.
Indikationen für die intermittierende Katheterisierung (IK) (EAUN Summary Guidelines 2013)
IK sollte nur bei Vorhandensein eines Restvolumens an Urin und Symptomen oder Komplikationen aufgrund dieses Restvolumens durchgeführt werden. Eine unvollständige Blasenentleerung ist im Allgemeinen auf eine von drei Kategorien von Funktionsstörungen des unteren Harntrakts zurückzuführen:
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Detrusor-Funktionsstörung: Bei einer Unterfunktion oder Atonie des Detrusors zieht sich der Detrusor nicht für eine ausreichende Dauer oder mit ausreichender Stärke zusammen, um die Blase vollständig zu entleeren.
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Blasenauslassobstruktionen: Die häufigsten Ursachen hierfür sind Prostatavergrößerung, ein hoher Blasenhals oder eine Harnröhrenverengung (bei Frauen). Bei Männern können Harnröhrenstrikturen den Blasenausfluss behindern. Diese treten häufig nach Einsatz von Instrumenten wie bei der radikalen Prostatektomie auf.
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Nach einer Operation: Eine Operation zur Wiederherstellung der Kontinenz kann die Blasenentleerung beeinträchtigen und das kann zu einem akuten Harnverhalt führen. Verfahren zur Verringerung der Belastungsinkontinenz führen zu einer gewissen Obstruktion des Blasenauslasses, während Verfahren zur Behandlung der Dranginkontinenz darauf abzielen, den intravesikalen Druck zu verringern und die funktionelle Blasenkapazität zu erhöhen. Beides kann die Fähigkeit der Blase zur Entleerung beeinträchtigen und möglicherweise zu einem Restvolumen führen.
Die verschiedenen Katheterarten für IK sind in diesem Diagramm zusammengefasst.
Durchmesser und Länge
Intermittierende Katheter sind in geeigneten Längen für männliche und weibliche Patienten erhältlich: 40 cm bzw. 7 bis 22 cm. Der Außendurchmesser wird in Millimetern gemessen (Charrière-Skala: Ch, CH). Alternativ kann der Umfang verwendet werden (French-Skala: F, FR, FG), und die Größen reichen von 6 bis 24: Die Größe für erwachsene weibliche Patienten ist in der Regel 10 bis 14 und für männliche Patienten 12 bis 14. Größere Größen können verwendet werden, um Strikturen zu behandeln. Die Farben der Größen entsprechen denen der Konnektoren (siehe unten).
Entsprechende Kathetergröße und -durchmesser entsprechend der KonnektorfarbeCatheter technique
Kathetertechnik
Wie die IK durchgeführt wird, hängt von den persönlichen Bedürfnissen und vom Zeitrahmen oder der Dauer ab, für die die Katheterisierung indiziert ist. Die folgenden unterschiedlichen Techniken stehen zur Verfügung:
- Sterile Technik: Katheterisierung unter OP-Bedingungen
- Aseptische Technik: Katheterisierung mit sterilem Katheter, Desinfektion/Reinigung der Genitalien, sterile Handschuhe, Pinzette (falls zutreffend) und steriles Gleitmittel (falls zutreffend)
- Aseptische Technik: Katheterisierung mit einer „unsterilen“ Technik durch (eingeschränkte) Patienten im häuslichen Umfeld zur Erhaltung der Selbständigkeit
Kontraindikationen für eine intermittierende Katheterisierung
Es gibt wenige Kontraindikationen für die IK. Hoher intravesikaler Druck ist eine absolute Kontraindikation, und eine mangelnde Handfertigkeit bei gleichzeitigem Fehlen einer entsprechend geschulten Pflegeperson ist eine Kontraindikation.
Komplikationen von IK
Zu den Komplikationen gehören u. a. Infektionen, Blutungen, Urethritis, Strikturen, die Erzeugung einer falschen Passage und Epididymitis bei Männern. Ereignisse im Zusammenhang mit der Blase können Harnwegsinfektionen, Blutungen und Blasensteine verursachen. Die häufigste Komplikation der IK ist eine Harnwegsinfektion (HWI). Es gibt mehrere Gründe für eine Infektion.
Mögliche Komplikationen bei IK:
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Einführen: Manchmal kann es schwierig sein, einen Katheter einzuführen, üblicherweise, weil der Schließmuskel nicht entspannt ist. Hierbei kann Husten helfen.
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Entfernen: Manchmal ist es schwierig, den Katheter zu entfernen. Dies ist für die Patienten unangenehm und kann zu Verletzungen der Harnröhre führen.
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Harnröhrenstrikturen: können als Langzeitkomplikation auftreten, in der Regel nach 5 oder mehr Jahren der Katheterisierung.
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Falsche Passagen: Diese sind nicht akut und das Ergebnis langfristiger Beanspruchung
Einige häufige Probleme bei ISK:
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Auch wenn die Prävalenz von Bakteriurie niedriger ist als bei Patienten mit Dauerkathetern, kommt der Prävention von Kreuzinfektionen dennoch eine hohe Bedeutung zu. Die Patienten müssen auf Veränderungen ihres Urins achten, die auf eine HWI hinweisen können, welche eine Behandlung und eine Überprüfung der Technik erfordert.
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Frauen können den Katheter versehentlich in die Vagina einführen. In diesem Fall sollte der Katheter entsorgt und ein neuer Katheter verwendet werden
Alternativen zur intermittierenden Katheterisierung
Alternativen zur intermittierenden Katheterisierung sind die suprapubische und die dauerhafte urethrale Katheterisierung. Ein Dauerkatheter ist jedoch ein invasives Verfahren, er wird entweder durch die Bauchdecke (suprapubisch) oder die Harnröhre gelegt und hat eine kontinuierliche Entleerung. Katheterassoziierte Harnwegsinfektionen sind die häufigste Komplikation bei allen Katheterisierungen. IK soll das Infektionsrisiko im Vergleich zu Dauerkathetern reduzieren – zum Beispiel um 20 % nach kurzer postoperativer Anwendung.
Bakterien lagern sich an Katheteroberflächen an und bilden einen Biofilm, was die Behandlung erschwert, da die Antibiotika diesen Biofilm nicht durchdringen können. Harnverlust ist oft eine Folge einer durch den Katheter verursachten Blasenreizung, die starke Blasenkontraktionen verursachen kann.